Menschen & Geschichten: Barbara Buser erzählt ...

13.11.2023

Der Einsatz von klimaneutralen und wiederverwendeten Bauteilen und -materialien trägt wesentlich zum Umweltschutz bei. Dieser ressourcenschonende Ansatz prägt auch die architektonische Entwicklung des Franck Areals. Was das mit Fenstern aus Bremen zu tun hat, erklärt Barbara Buser im Interview.

Frau Buser, obwohl der Bau der neuen Wohngebäude auf dem Franck Areal erst in etwa drei Jahren beginnen wird, sammeln Sie bereits heute wiederverwendbare Baumaterialien und -elemente. Ende September wurden beispielsweise Fenster aus Bremen geliefert. Wie kam es dazu?

Über mein Netzwerk erfuhr ich, dass in Bremen hochwertige Fensterscheiben ausgebaut und recycelt werden sollten, anstatt sie in ihrer aktuellen Form zu erhalten und zu verwenden. Auf diese Weise kann die gesamte graue Energie, die für die Herstellung von neuem Glas benötigt wird, eingespart werden. Dank unserer  Wiederverwendungsstrategie kennen wir die notwendigen Schritte, um solche Bauteile vor der Entsorgung zu bewahren. Dies umfasst den Transport, die Bereitstellung geeigneter Abladeorte und die Einrichtung eines Zwischenlagers sowie die dafür notwendige Finanzierung. Dieser Aufwand lohnt sich, da er dazu beiträgt, Ressourcen zu schonen und die Umweltauswirkungen zu minimieren.


Welchen Einfluss haben diese «Sammelstücke» auf die Architektur des künftigen Wohnprojekts?

Die neuen Wohnungen auf dem Franck Areal werden grosszügige Südfenster erhalten, die im Winter Sonnenstrahlen tief in die Räume eindringen lassen und dadurch für natürliche Wärme sorgen. Weil der Boden diese Wärme speichern kann, wird der Bedarf an zusätzlicher Heizung drastisch reduziert. Ein erfolgreiches Beispiel für dieses Konzept ist das Wohn- und Atelierhaus in Basel von Degelo Architekten. Im Sommer hingegen steht die Sonne tagsüber senkrecht über uns, weshalb die Fenster mit Balkonen und Vordächern vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden müssen. Um auf die Frage zurückzukommen: Ja, die Fenster beeinflussen aufgrund ihrer Grösse die Architektur. Es kann sein, dass wir die Stockwerke höher bauen müssen, damit sie Platz haben. Dieser Umstand erfordert eine Umkehr im Entwurfsprozess, das heisst die Fassaden werden um das vorhandene Fenster herum gestaltet. 


Verfolgen Sie eine bestimmte Strategie, wenn Sie sich auf die Suche nach solchen Materialien machen?

Meistens finden die Materialien mich, weil ich in den letzten Jahren dafür bekannt geworden bin, gebrauchte Bauteile wiederzuverwenden. Zudem ist es vielen Menschen schon immer schwergefallen, intakte Bauteile einfach wegzuwerfen. Deshalb sind sie bereit, einen Effort zu leisten, um ihr Gewissen zu beruhigen. 


Die Bauindustrie ist fast für die Hälfte des weltweiten Ressourcenverbrauchs verantwortlich. Welchen Tipp würden Sie angesichts dieser Tatsache angehenden Architekt:innen mit auf den Weg geben?

Mein Motto lautet: weniger bauen! Vom Bestand ausgehen, statt von der grünen Wiese! Und den Bestand sorgfältig mit erneuerbaren Naturmaterialien ergänzen.


Woher kommt Ihre Leidenschaft für nachhaltiges Bauen?

Während meiner Arbeitseinsätze in Afrika realisierte ich, dass es dort kaum Abfall gab. Jedes nicht mehr benötigte Bauteil fand irgendwo Abnehmer:innen, die es wieder verwenden konnten. Nach meiner Rückkehr in die Schweiz konnte ich nicht mehr tatenlos zusehen, wie viele Materialien und Rohstoffe bei uns vergeudet werden – und zwar beinahe in allen Wirtschaftszweigen. Dieser Verschwendung wollte ich zumindest in meinem Berufsfeld etwas entgegensetzen. Deshalb gründete ich 1995 gemeinsam mit Klara Kläusler die Bauteilbörse Basel.

Zur Person

Barbara Buser ist eine renommierte Architektin und Projektentwicklerin aus Basel. Sie gilt als Vorreiterin für nachhaltiges Bauen im Bestand. Zu den Unternehmen, die sie in den vergangenen Jahrzehnten mitbegründet hat, zählen unter anderem das Architekturbüro in situ, die denkstatt sàrl zur Förderung von urbanen Transformationen sowie die Wegwarte AG, die als Baurechtnehmerin für die Entwicklung des Franck Areals verantwortlich ist.

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